Abenteuer Jemen

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Bevölkerung
Arabia Felix
Sana’a, dieHauptstadt des Jemen
Terrassenanbau auf demWeg nach Manakha
Al Hajjara
Konvoi-Fahrt in den Süden
Exkurs Waffen
Marib und die Weihrauchstrasse
Durch die Ramlat as sabatayn ins Wadi Hadramaut
Shibam - Wadi Hadramaut
Taizz, eine weltoffene Stadt
Al Ashraffiye-Moschee in Taizz
Djibla
Quellen- und Literaturverzeichnis

Geographie und Bevölkerung

"Fläche:                                   536.869 km2 (Deutschland 356.974 km2)

Bevölkerung:                         13,87 Mio. (Deutschland 81,5 Mio.)
Pro-Kopf-Einkommen:         280 US$
Hauptstadt:                            Sana
Staatsform:                            Republik
Sprachen:                              Arabisch (amtl.),
Währung:                               1 Jemen-Rial =100 Fils

Naturraum: Der nördliche Jemen erstreckt sich über einen sandigen, flachen Küstenstreifen am Roten Meer, hinter dem sich ein zerklüftetes Hochland erhebt, das sich zur Wüste Rub al-Khali ausbreitet. Im Hochland fällt reichlich Monsunregen. Der südliche Jemen geht hinter einem schmalen, regenreichen Küstenstreifen in ein Tafelgebirge über, das sich dann nach Norden in die Sandwüste senkt. Er ist von tropischem Wüstenklima geprägt. Ziele des Fremdenverkehrs sind neben den zahlreichen islamischen Stätten eine Fülle von antiken Sehenswürdigkeiten des sabäischen Reiches.

Politik: In vorchristlicher Zeit gehörte der Jemen zum Reich der Minäer und Sabäer, wurde im 7. Jh. von den Abbasiden unterworfen und im 16. Jh. zum Teil osmanisch. Unter britischer Kontrolle entstand im Nordjemen 1918 das Königreich Jemen, das nach einem Militärputsch 1962 Republik wurde. Im Südjemen wurde 1967 die sozialistische Republik Jemen errichtet. Die konfliktreiche Vereinigung beider Länder zur Republik Jemen währte von 1990 bis 1994.

Wirtschaft: Der Jemen gehört zu den unterentwickeltsten Ländern der Welt: Die Landwirtschaft ist dabei noch der bedeutendste Wirtschaftssektor. Nomadische Viehzüchter durchstreifen das Innere des Landes. Der Industrialisierungsprozess steht noch in den Anfängen, wobei die wichtigste Rolle dem Export der 1984 und 1993 erschlossenen Erdölvorkommen zufallen wird."

"Religion: Das Land ist zu fast 100% muslimisch. 53% der Bevölkerung gehören der schiitischen Religionsgemeinschaft der schiitischen Zaiditen an, 47 % sind Sunniten. Die Missionierung zu anderen Religionen als dem Islam ist verboten. Das Abfallen vom Islam wird mit dem Tode bestraft. Im Januar 2000 wurde ein zum Christentum übergetretener somalischer Staatsbürger zum Tod verurteilt und hingerichtet." (Quelle: www.wikipedia.de)

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Arabia Felix

Arabia Felix, glückliches Arabien wurde der Jemen im Altertum genannt. Dies kam nicht von ungefähr. Galten doch die südarabischen Königreiche Saba, Ma’in, Hadramaut, Ausan und Himjar als wohlhabend und reich. Welche Reichtümer nach Arabien geflossen sind, kann man daran ermessen, daß allein Rom pro Jahr zehntausend Kamelladungen Weihrauch verbrauchte (1Kamelladung entsprechen ca. 200 Kilo, das wären 2000 t Weihrauch). Heute gehört der Jemen zu den ärmsten Ländern der Welt. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen beträgt ca. 280 US$, (das entspricht ungefähr 570 DM).

Wadi Doan

Der bedeutendste Wirtschaftssektor ist die Landwirtschaft. Der Industrialisierungsprozeß steht noch am Anfang. Die wichtigste Rolle hierbei spielen der Export und die seit 1984 erschlossenen Erdölvorkommen im Süden des Landes. Geographisch gesehen, liegt der Jemen im südwestlichen Teil der arabischen Halbinsel. Mit einer Fläche von 536 869 km ist der Jemen etwa 1½ mal so groß wie Deutschland. Im Jemen leben 15,9 Mio. Einwohner, von denen 52% der Bewohner Kinder unter 15 Jahren sind (Bevölkerungswachstum: 4,4%). In der Hauptstadt Sana'a leben alleine 972.011 Einwohner (Zählung Ende 1994).

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Sana’a, die Hauptstadt des Jemen

Sana'a, Altstadt

"Ahlan wa sahlan" herzlich Willkommen, so werden wir nach unserer Landung auf dem Flughafen von Sana’a von Award unserem jemenitischen Begleiter und unserem Fahrer Amin empfangen. Ein Empfang, den ich so zum erstenmal mit solcher Herzlichkeit in einem arabischen Land erlebe. In Sana’a, der Hauptstadt des Jemen beginnt auch unsere Rundreise. Wir besuchen die Altstadt, die auf Grund ihrer einmaligen Bauweise von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Sana‘a gehört zu den ältesten Städten der Erde. Jemenitischer Überlieferung zufolge gründete Sem, einer der Söhne Noahs die Stadt am Fuße des Jabal Nuqum.

Jedoch gibt es erst seit dem 2. Jh. v. Ch. Belege für eine Besiedlung. Aufgrund seiner zentralen Lage entwickelte sich Sana’a sehr schnell zum Schnittpunkt der Karawanen-Routen.

Wie in jeder orientalischen Stadt ist auch in Sana'a der Souk ein magischer Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Der Souk mit seinen zahlreichen Einkaufsgäßchen und Moscheen ist nicht nur Handelszentrum sondern auch der zentrale Ort einer jeden islamischen Stadt. Die verwinkelten und engen Gassen sind so angelegt, daß die große Freitagsmoschee den religiösen und kulturellen Mittelpunkt bildet. Innerhalb der Altstadt hat jeder Stadtteil seine eigene Moschee. In Sana'a gelangt man durch das Bab al Jemen, dem Haupttor, in den großen Souk.

Bab al Jemen
Gemüse-Souk

Der kleinere Gemüse-Souk befindet sich am anderen Ende des Souks. Auf dem Gemüse-Souk werden in Läden und fahrbaren Ständen Fladenbrot , frisches Obst und Gemüse sowie weitere Zutaten für die jemenitische Küche feilgeboten.

Im Souk sind alle Handwerksbetriebe vertreten. Viele Produkte werden in guter Qualität in Handarbeit hergestellt.

Die lautesten Handwerksbetriebe wie der Schmied befinden sich am äußeren Rand des Souks, wo sie beim Gebet in der Moschee nicht stören. Andere wie z. b. Gewürz- und Tuchhändler sind ganz in der Nähe der Moscheen untergebracht.

Der Souk ist ein wichtiges kommunikatives Zentrum der Medina, ein Umschlagplatz nicht nur für Waren, sondern auch für Informationen und Neuigkeiten.  Wie überall auf den orientalischen Souks und Basaren wird auch im Jemen gehandelt, um den Preis zu drücken und die Ware so preiswert wie möglich zu erhalten. Das Handeln ist ein uraltes festes Ritual, bei dem Höflichkeiten und Neuigkeiten ausgetauscht werden und das somit auch der Kommunikation dient.

Sana'a - Souk
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Terrassenanbau auf dem Weg nach Manakha

Terrassenanbau

Landwirtschaft finden wir hauptsächlich im gebirgigen, dafür aber niederschlagsreicheren Norden des Landes sowie in den Oasen des Südens. Landwirtschaftliche Produkte, die oft auf Grund der Steilhänge in arbeitsintensiver Terrassenform angebaut werden, sind Weizen, Hirse, Mais, Gemüse, Henna, Bananen Kaffee, Qat, und andere. Die jemenitische Alltagsdroge Qat ist hier an erster Stelle der Häufigkeit des Anbaus zu nennen, da mit ihr der größte Verdienst zu erzielen ist. Das Tragische daran ist, daß er andere Agrarprodukte verdrängt.

Qat, die jemenitische Alltagsdroge, ist auf unserer Reise ein ständiger Begleiter. In einem der Orte können wir das Treiben auf dem Qat-Markt beobachten. Hier ist der Umschalgplatz, an dem viele Jemeniten ihre tägliche Qat-Ration erwerben. Um Qat frisch zu halten, wird es sorgfältig in Folie oder feuchte Tücher eingeschlagen. Die besten Teile der Pflanze sind die kleinen Blätter am oberen Ende der Zweige. Sie sind am wirkungsvollsten. Alles, was nicht verwertet wird, erhalten die in den Ortschaften frei umherlaufenden Ziegen als Futter.

Qat ist eine immergrüne Pflanze, die als leichtes Rauschmittel konsumiert wird. Von ihrer Wirkung her ist sie vergleichbar mit Tee oder Kaffee. Die Tagesration ist für ungefähr DM 10,- erhältlich. Die leichtberauschende Wirkung des Qat wird durch ständiges zuführen von frischen Blättern und Wasser oder von Alkohol, der im Jemen streng verboten und nur auf dem Schwarzmarkt als Schmuggelware erhältlich ist, erreicht.

Jemenit beim Qatkauen

Qat-Markt

Am frühen Nachmittag treffen sich die Männer zu den Qat-Runden in Qat-Häusern oder im Mafradj, dem jemenitischen Wohnzimmer. Jeder der Anwesenden packt sein Bündel aus und fängt an zu kauen. Die Qat-Blätter werden im Mund zu Bällchen gepreßt, die leicht bis zum Abend die Größe von Tennisbällen annehmen können.   Die anfangs noch lebhaften Gespräche und Debatten ersterben mit der Zeit und jeder der Anwesenden kaut nur noch vor sich hin und hängt seinen eigenen Gedanken nach. In Foundouks treten bei solchen Qat-Runden auch Musiker und Tänzer zur Unterhaltung auf.

Der unkontrollierte Qat genuß hat großen Einfluß auf die Wirtschaft des Landes. Denn am Nachmittag wird im Nordjemen nur noch vereinzelt gearbeitet. Für den Südjemen ist Qat weniger ein Problem. Denn bei der Vereinigung von Nordjemen mit dem ehemals sozialistischen Südjemen wurden zwei Wochentage speziell für den Qat-Genuß reserviert.

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Al Hajjara

Auf unserer Fahrt nach Norden gelangen wir nach Al Hajjara im Harraz-Gebirge. Der Ort beeindruckt nicht nur wegen seiner Lage, sondern auch durch den interessanten Altstadtkern mit engen Gassen sowie den mehrstöckigen Häusern aus Quadersteinen. Wir sind beeindruckt von der Wehrhaftigkeit und einsamen Größe dieser traditionellen Dörfer, die trotz der Quaderbauweise durch die weißen Kalkverzierungen und filigrane Schnitzkunst der Tür- und Fensterstöcke Fröhlichkeit und Leichtigkeit ausstrahlen. Im Ort angekommen, übernachten wir in einem landesüblichen Fundouk auf Matratzenlagern.

Al Hajjara

Überall wo wir hinkommen, begegnen die Jemeniten uns mit großem Interesse und ebenso großer Gastfreunschaft. Oft werden wir beim Essen in den einheimischen Garküchen von Einheimischen zum Tee oder zum Probieren der für uns fremden Gerichte eingeladen.

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Konvoi-Fahrt in den Süden

Checkpoint

Am frühen Morgen fahren wir von Sana'a aus zum Checkpoint, wo zum Schutz der Touristen vor möglichen Überfällen und Entführungen, die immer wieder vorkommen, ein Konvoi zusammen gestellt wird. Vorab fährt ein Pick-Up mit Soldaten und aufgepflanztem Maschinengewehr, in den von den Stämmen regierten Süden des Landes. In jedem Fahrzeug fährt ein Begleiter mit Kalaschnikow mit. Dies alles geschieht wohl mehr zu unserer Beruhigung, als zu unserer Sicherheit. Denn der Pick-Up fährt soweit vor uns, dass er nach dem ersten Fotostop nicht mehr zu sehen ist und einige Male müssen wir unsere bewaffneten Begleiter bitten, nicht den Lauf der abgelegten Waffe auf uns zu richten.

Im Süden befindet sich die am wenigsten entwickelte Region im Jemen. Armut, hohe Arbeitslosigkeit, fehlende Schulen, Krankenhäuser und Straßen führen immer wieder zu großen Spannungen mit der Regierung in Sana’a, die zugesagte Hilfen nicht einhält und die Infrastruktur nur langsam weiter entwickelt. Um die Regierung unter Druck zu setzen, werden in diesem Gebiet häufig Touristen als "Gäste" festgehalten (entführt). Unterwegs werden wir an den Stammesgrenzen immer wieder von bewaffneten Straßenposten angehalten, Begleiter in abenteuerlichen Uniformen und mit Kalaschnikows aus dem jeweiligen Stammesgebiet steigen in den Jeep um uns durch das Stammesgebiet zu geleiten und nachdem unsere Begleitung ein Schutzgeld an die Stammesmitglieder bezahlt hat, können wir ungehindert weiterfahren - bis zum nächsten Stop.

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Exkurs Waffen

Die traditionelle Djambia, der jemenitische Krumdolch, den jeder Junge als Zeichen seines Erwachsenseins erhält, wird immer häufiger durch moderne Feuerwaffen wie Kalaschnikow, Karabiner oder Pistole zusätzlich ergänzt. Im Land kursieren mittlerweile ca. 50 Mill. Waffen, womit auf jeden Einwohner mehr als drei entfallen. Der Jemen ist das Land mit der höchsten Waffendichte der Welt! Waffen werden von den Männern nicht nur als Statussymbol getragen sondern auch benutzt. So gibt es immer noch die Blutrache, um bestimmte Delikte zu Sühnen.

Im Süden sichern die Stämme mit ihnen ihren Herrschaftsanspruch über die Stammesgebiete. Die Zentralregierung versucht behutsam regulierend einzugreifen. Sie hat das Waffentragen in den Städten mittlerweile verboten. In den Staßen Sana'a's kann man sowohl Waffen als auch Munition inklusive aller Ersatzteile erwerben. Sie liegen vor den Läden auf dem Bürgersteig aus. Nur fotografieren dürfen Touristen sie nicht, dies lassen die Händler nicht zu.

Waffenverkäufer

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Marib und die Weihrauchstrasse

Marib

Im Altertum waren im Südosten des Jemen sechs große Reiche entstanden: Saba, Ma’in, Qataban, Hadramaut, Ausan und Himjar. Diese lagen an einer Handelsstraße, die von Qana am indischen Ozean über Petra (im heutigen Jordanien) bis Gaza am Mittelmeer reichte. Hier zogen einst Karawanen bepackt mit Weihrauch, dessen Gewinnung und Anbaugebiete um das Monopol zu behalten strenger Geheimhaltung unterlagen, und andere Luxusgüter wie Myrrhe, Edelmetalle, Gewürze, Seide entlang. Weihrauch wird aus dem Harz der Boswellia carteri gewonnen. Die Bäume wachsen im östlichen Jemen, in der omanischen Provinz Dhofar und auf der dem Jemen vorgelagerten Insel Suqatra.

Die Weihrauchkarawanen, welche die Handelsstraße nutzten, mußten hohe Zölle in Form von Weihrauch entrichten, was den Reichtum der Königreiche erklärte. Durch die Zolleinamen waren die Königreiche voneinander indirekt abhängig. Wollten sie ihren Reichtum erhalten, so durften sie sich nicht bekriegen, sondern mußten friedlich zusammenleben. Marib, die Hauptstadt der Sabäer lag an der damaligen Weihrauchstraße. Es war um 1000 v. Ch. die religiöse und weltliche Hauptstadt des südarabischen Königreiches Saba, das uns durch seine Königin Bilqis, deren Besuch bei König Salomon (964 - 926 v. Ch.) im alten Testament erwähnt wird, wohlbekannt ist. Doch nicht nur der Handel mit Weihrauch trug zum Reichtum bei, sondern auch die Landwirtschaft, die durch den Bau eines Staudammes und die Verteilung des Wassers durch Kanäle zu den Feldern möglich wurde.

Der alte Staudamm von Marib, wurde nach einer Legende bereits um 1700 v. Ch. im Wadi Adana erbaut. Er speicherte das Wasser des jährlichen Monsunregens. Der Staudamm war 620 m lang, 16 m hoch und konnte 200 Mio. Kubikmeter Wasser speichern. Über Schleusen und Kanäle wurde das Wasser in die Gärten geleitet. Durch die Bewässerung konnten hier ca. 30.000 bis 50.000 Menschen vom landwirtschaftlichen Ertrag leben. Pro Jahr wurden 11 mm Sedimente aus dem Gebirge an der Staumauer angeschwemmt. Die Sedimentablagerungen brachte die Staumauer des alten Dammes mehrmals zum Einsturz.

Nordmauer des antiken Staudammes

Dies geschah zuletzt 542 n. Christus. Danach wurde der Damm nicht wieder aufgebaut. Einige Kilometer vom alten Damm wurde mit saudi-arabischer Hilfe ein neuer Staudamm gebaut.

Neuer Staudamm

Einige Kilometer vom alten Damm wurde mit saudi-arabischer Hilfe ein neuer Staudamm gebaut. Bislang ist es der Regierung in Sana’a nicht gelungen, von den Stämmen Land für den Bau von Bewässerungskanälen zu kaufen. Aus diesem Grund kann das Wasser nicht für die Bewässerung genutzt werden. Aber auch das Mikroklima in der Region hat sich durch den Stausee verändert. Krankheiten, wie Malaria und Bilharziose, die längst ausgestorben waren, breiten sich erneut aus. Um ihr Land zu bewässern und so die agrarische Nutzung zu ermöglichen, haben die Bauern Brunnen gegraben, und

pumpen das Grundwasser mit Motorpumpen auf ihre Felder. Die Folge davon ist ein ständig sinkender Grundwasserspiegel und immer tiefere Bohrungen.

Das heutige alte Marib liegt ungefähr 5 km von der neuen Stadt entfernt auf einem Lehmhügel und wurde in islamischer Zeit erbaut. Die zerfallenen Häuser bieten der ärmeren Bevölkerung Schutz. Manchmal begegnet man in den verlassenen Strassen spielenden Kindern und ein paar Ziegen, die sich verlaufen haben.

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Durch die Ramlat as sabatayn ins Wadi Hadramaut

Noch vor Sonnenaufgang brechen wir in Marib auf und fahren ca. 500 km durch die Wüste Ramlat as-sabatayn, einen Ausläufer der Wüste Rhub al khali, die zu Recht leeres Viertel genannt wird, die südliche Zone der Saudi-Arabischen Wüste, zum Wadi Hadramaut. Im Ramlat as-sabatayn liegen auch die jemenitischen Erdölförderstätten. Auf unserer anstrengenden Fahrt über staubige Wüstenpisten werden wir zu unserer Sicherheit von zwei bewaffneten Beduinen mit ihrem Pick-Up begleitet. Trotz solcher Vorsichtsmaßnahmen können Zwischenfälle, wir befinden uns immer noch in Stammesgebieten, nicht ausgeschlossen werden. Aber, wir haben Glück, wir können die Wüste ungehindert passieren, il hamdu lillah!

Wüstentankstelle

Vor Shibam legen wir noch einmal in der Wüste eine kurze Rast ein, um unseren Jeep vollzutanken und die Beine etwas zu vertreten.

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Shibam Wadi Hadramaut

Shibam, Wadi Hadramaut

Das Wadi Hadramaut erstreckt sich auf einer Länge von 200 km in ost-westlicher Richtung. In diesem fruchtbaren, von Oasen durchzogenem Tal wachsen Dattelpalmen, und es werden Hirse, Weizen, Sesam, Tabak und Gemüse angebaut. Shibam, einer der Hauptorte des Wadi Hadramaut, ist durch seine etwa 500 bis zu neun Stockwerken hohen Lehmhäusern bekannt geworden und wird auch als "Manhatten der Wüste" bezeichnet. Ebenso wie Sana’a steht Shibam als Weltkulturerbe unter dem besonderen Schutz der UNESCO. Die Lehmhäuser stehen dichtgedrängt aneinander und scheinen ein geschlossenes Bollwerk in der Wüste darzustellen.

Das innere der Stadt erreicht man durch ein prachtvolles Tor, das den einzigen Zugang bildet die in der Mitte sichtbare Ma’ruf-Moschee ist ungefähr1000 Jahre alt. Neben der Moschee steht der im 19. Jh. erbaute Sultanspalast. Die ältesten Häuser sind ca. 400 Jahre alt. In einigen der Häuser befinden sich im Erdgeschoß kleine Läden.  

In anderen werden das Erdgeschoß und die Räume im ersten Stock als Lager genutzt und sind von den Familien nicht bewohnt. Sie dienen nur der Vorratshaltung. Belüftet werden die unteren Etagen durch nach innen weisende Schlitze. In den oberen Stockwerken befinden sich die Wohnräume und Bäder, die jeweils für Männer und Frauen getrennt sind. Viele der Häuser sind in Höhe der Wohnräume untereinander verbunden, was heute der Kommunikation dient. In früherer Zeit hatte dies strategische Vorteile. So konnten die Familien bei den häufig vorkommenden Stammesfehden ihre Häuser verteidigen und mit den eingelagerten Vorräten ca. 12 Monate überleben, ohne das Haus zu verlassen.

Shibam, Wadi Hadramaut

Shibam, Wadi Hadramaut

Viele der Einwohner haben in der Zwischenzeit ihre alten Lehmhäuser verlassen und sind in die Neustadt am Rande der Tafelberge gezogen, was zur Folge hat, daß die verlassenen Häuser mit der Zeit einstürzen, da die notwendigen Sanierungsarbeiten von ihren ehemaligen Besitzern nicht mehr veranlaßt werden.

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Taizz, eine weltoffene Stadt

Auf der Rückfahrt in den Norden kommen wir zu der in 1400 m Höhe gelegenen Stadt Taizz. Es ist die drittgrößte und weltoffenste Stadt des Jemen. Durch die Ansiedlung von Industrie wächst ständig ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Region.  Auf einem Hügel oberhalb der Stadt liegt das ehemalige Fort al Qasr Kairo, das allerdings nur noch als Ruine erhalten ist.

Taizz
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Al Ashraffiye-Moschee in Taizz

Moschee

Die Moscheen in Taizz, die von ihrer Architektur zu den interessantesten im Jemen gehören, sind die Hauptattraktion der Altstadt.  

Besonders die al-Ashraffiye-Moschee ist mit ihren zwei weißen Minaretten, die als Wahrzeichen der Stadt gelten, architektonischer Glanzpunkt. Sie wurde in zwei Etappen im 14. Jh. auf einem Hügel am Fuße des Djebel Sabir erbaut.  

Die Gebetshalle der Moschee wird von acht kleinen Kuppeln und einer im Zentrum befindlichen Mittelkuppel überwölbt. In unmittelbarer Nähe der Moschee befinden sich die für die rituelle Waschung vorgesehenen Reinigungsbecken und die Madressa, die Koranschule.  

Die Kuppeln sind im Innern vollständig mit Ornamenten und Kalligrahpien ausgeschmückt, was untypisch ist für den traditionellen jemenitischen Sakralbau. In die an den Wänden befindlichen Stuckarbeiten wurde die Jahreszahl "1399" eingearbeitet, die das Ende der Bauarbeiten markiert.

Innenansicht der großen Kuppel
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Djibla

LetzteStation unserer Jemenreise ist der Ort Djibla, der sich harmonisch an einen Basaltkegel schmiegt. Der gesamte Hügel wurde mit mehrstöckigen Häusern aus Quadersteinen überbaut. Der kleine Ort ist für die Geschichte des Jemen deshalb so wichtig, weil von hier aus die Königin Arwa (aus dem Geschlecht der Sulayiden) ab 1047 mehrere Jahrzehnte ihr Reich regierte.

Nachdem sie die Regentschaft von ihrem Mann übernommen hatte, verlegte sie die Hauptstadt ihres Reiches nach Djibla. Sie ist die zweite legendäre Frauengestalt neben der Königin von Saba, aber die einzig historisch belegte, die jemals über den Jemen herrschte. Ihr zu ehren wurde 1088 die im Hintergrund sichtbare Arwa bint-Ahmad-Moschee errichtet.

Von Jibla aus fahren wir zurück nach Sana'a, wo unsere Rundreise endet. Ein spannender und ereignisreicher Urlaub ist vorbei.

Moschee
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Quellen- und Literaturverzeichnis

Kartenmaterial: Der neue Weltatlas, 116. München 2001.

Neuer grosser Atlas der Welt. 166. Klagenfurt 1998.
Wöhrlin, Traugott: Begegnungen mit dem Jemen. Ein Bleistiftportrait ... . Kirchzarten 1996.
GEO Special: ARABIEN. 158. Hamburg 1999.
Studienkreis für Tourismus + Entwicklung: Jemen verstehen. Sympathie Magazin Nr. 23. Münsing 1993.
Apa Guides: Jemen. München 1997.
Merian live: Chwaszca, Joachim: Jemen. München 1996.
Polyglott: Seitz, Wolfgang: Jemen.München 1997.
Simper, Gerd/Brixel, Petra: Jemen. Reisehandbuch. Hohenthann 1997.
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