report
München fragt nach in der Adidas-Zentrale in Deutschland.
Die Vorwürfe weist man zurück. Aber so ganz rausreden kann man sich dann
irgendwie doch nicht. Frank Henke von adidas-Salomon sagt:
„Wir stellen natürlich Probleme in den Zulieferbetrieben fest. Das ist
Bestandteil unseres Überwachungssystems. Wir adressieren diese ernsthaft
und verlangen im Rahmen unserer Möglichkeiten Abhilfemaßnahmen durch das
Management.“
Dies versucht adidas – genau wie Nike – zum Beispiel mit einem Verhaltenskodex,
den die Zulieferbetriebe unterschreiben müssen. Tatsächlich bemüht sich
adidas mehr als manch anderer Sportartikelhersteller; doch der Entwicklungshelfer
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero vermisst bisher deutliche
Verbesserungen vor Ort:
„Das große Problem ist, dass die Fabriken in El Salvador unter einem
unglaublichen Druck stehen, schnell und billig an adidas liefern zu können
und diesen Druck an die Näherinnen weitergeben, oftmals weitergeben müssen.
Insofern ist kaum ein Spielraum da, dass der Verhaltenskodex von adidas
umgesetzt werden kann.“
Im Verhaltenskodex erklärt adidas auch, dass die Grundlöhne der Näherinnen:
„mindestens den Lebensunterhalt und darüber hinaus einige zusätzliche
Ausgaben abdecken müssen“.
Doch ein Besuch auf dem Markt in San Salvador beweist das Gegenteil. Hier
kaufen die Näherinnen ein; und schon hier stoßen sie mit ihrem Stundenlohn
von unter einem Dollar an ihre Grenzen, wie Sonia Campos weiß:
„Das Pfund Bohnen koste 57 Cent, das Pfund Reis 31 Cent, das Milchpulver
für die Kinder 2 Dollar 40. Das Gehalt ist einfach zu gering! Außerdem müssen
wir ja noch Miete und den Bus zur Arbeit bezahlen.“
Nach dem Knochenjob in den vielen Maquilas von San Salvador suchen einige
nach einer weiteren Arbeit – und die gibt es oft nur auf der Straße. Eine
Prostituierte sagt gegenüber report München:
"Drei Kinder habe ich, und eine Nichte."
Frage report München: "Und dafür gehst du anschaffen?"
Antwort: "Ja, ich brauch das Geld für Wasser, Strom, Schulgebühren. Und
das Gehalt von der Maquila reicht nicht.“
Die Hungerlöhne der Maquila-Arbeiterinnen – sie gehören zum Kalkül der Sportbekleidungsindustrie.
Es geht um die Rendite. Frank Henke von adidas-Salomon sagt:
„Ich denke, es ist eine ökonomische Notwendigkeit, dass adidas-Salomon unter
kostenoptimalen Gesichtspunkten produziert. Sie dürfen nicht vergessen,
dass in den Entwicklungsländern, in den Schwellenländern die Textilindustrie
eine Einstiegsindustrie ist und eine Vielzahl von Beschäftigung schafft.“
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative
Romero meint dagegen:
„Solange ein Konzern wie adidas die Zulieferfirmen gegeneinander ausspielt
und Aufträge dort platziert, wo die Arbeitsbedingungen am günstigsten sind,
läuft jede Zulieferfirma Gefahr - sollte sie die Arbeitsbedingungen verbessern
und somit etwas höhere Kosten verursachen - keine Aufträge zu bekommen,
weil sie wieder dorthin vergeben werden, wo es am billigsten ist."
Sie fordern Fair Play von den Sportartikelherstellern. Die Kampagne für
saubere Kleidung macht eine Fahrraddemo von Belgien nach Athen zu den Olympischen
Spielen. Ein belgischer Demonstrant sagt:
„Lasst uns hoffen, dass man unsere kleine Kampagne beachtet.“
Sie wollen, dass sich ihr Logo gegen die großen Sportmarken durchsetzt.
Früher oder später. Doch bis Athen ist es ein weiter Weg. |