Buchrezensionen

Inhaltsverzeichnis

ANDREAS PRÖVE, Meine orientalische Reise.
AYAAN HIRSI ALI, Ich klage an.
TRAUGOTT WÖHRLIN, Begegnungen mit dem Jemen.
CHAHDORTT DJAVANN, Was denkt Allah über Europa?
HARALD ICKLER, Entführt in der Wüste.Tagebuch einer Sahara-Geisel.
AMIRA HASS, GAZA. Tage und Nächte in einem besetzten Land.
JÜRGEN TODENHÖFER, Wer weint schon um Abdul und Tanaya?
ARUNDHATI ROY, Die Politik der Macht.
WILLIAM RIVERS PITT mit SCOTT RITTER, Krieg gegen den Irak. Was die Bush-Regierung verschweigt.
MOHAMED CHOUKRI, Das nackte Brot.
NOAM CHOMSKY, Offene Wunde Nahost. Israel, die Palästinenser und die US-Politik.

ANDREAS PRÖVE, Meine orientalische Reise.

Auf den Spuren der Beduinen und Nomaden durch Syrien, Jordanien und Persien

NEU

Andreas Pröve, ein phantastischer Erzähler und Buchautor, ist wegen eines Motroradunfalles Querschnittgelähmt. Aber dieser Umstand hält ihn nicht davon ab, mit seinem Handbike Länder und Gegenden zu bereisen, die nicht immer "rollstuhlgerecht" sind. Mit viel Offenheit, Charm und Humor meistern er und seine Begleiter die abenteuerlichsten Situation. In dem vorliegende Band führt ihn seine Reise von Jordanien bis Syrien und weiter durch den Iran. Ihm widerfährt in diesen Ländern dass, was andere von ihren Reisen dorthin bestätigen können: herzliche Gastfreundschaft, die oft in persönlichen Freundschaften und Kontakten auch über die Dauer der Reise erhalten bleiben. Darüberhinaus macht er in seinen Erzählungen und Vorträgen Menschen Mut, die das gleiche Schicksal wie er teilen, ebenfalls zu Reisen und die eigene Begrenztheit zu überwinden. Ein spannendes, ein mutiges Buch!

Meine Wertung: sehr empfehlenswert!

Josef Scherer

Klappentext:

Ob im Hamam von Palmyra oder im Baghdad Cafe mitten in der syrischen Wüste, durch die spektakulären Schluchten von Petra und Wadi Rum, im Großstadtverkehr von Damaskus oder beim persischen Aschura-Fest: Wie Andreas Pröve mit seinem Rollstuhl den Orient bereist, ist Anlaß für tausendundeine außergewöhnlich intensive Begegnung, die uns arabische Gastfreundschaft hautnah miterleben läßt.

»Sie können mit ihrem Rollstuhl hier nicht fahren, das ist eine Autobahn Es ist der dritte Checkpoint auf dem South Expressway im lran, und es bedarf vieler Lobpreisungen an den großen lmam Ayatollah Khomeini, bis Andreas Pröve durchgelassen wird ...

Über Monate durchquert der passionierte Reisende zwischen Kaspischem und Rotem Meer die Landschaften des Vorderen Orients. Mal geht es durch Orangenplantagen, Mohnfelder und Olivenhaine, dann wieder kilometerlang schnurgerade durch die Wüste. Und weil Andreas Pröve immer wieder auf Hilfe angewiesen ist, zeugen seine Erlebnisse und Begegnungen von besonderer Intensität. Er wohnt bei Bauern, Beduinen und Nomaden, trinkt in Damaskus mit den Muezzins der Omayyadenmoschee Tee, sieht den Tuchmachern, Seifenkochern und Schmieden in den alten Karawansereien bei der Arbeit zu und erklärt mindestens einmal am Tag, warum er nicht mit dem Bus reist: weil er nur so die faszinierende Gastfreundschaft und Lebensweise der Menschen auf der Arabischen Halbinsel erfährt.

»Andreas Pröve versteht es, mit der Offenheit dessen zu erzählen, der das Leben liebt Globetrotter, Zürich

Biographisches:

Der Fotojournalist und ehemalige Tischler Andreas Pröve, 1957 geboren, verunglückte als 23jähriger mit seinem Motorrad und ist seitdem querschnittsgelähmt. Schon drei Jahre nach dem Unfall brach er zu seiner ersten großen Indien-Reise auf und durchquerte später monatelang Asien. wo er unter anderem für »terres des hommes« über Kinderarbeit berichtete. Andreas Pröve erschloß sich mit dem Rollstuhl alle Erdteile. Aus neun ausgedehnten Reisen durch den indischen Subkontinent und sechs Touren durch den Vorderen Orient entstanden seine packenden Reportagen, Diavorträge und Reiseberichte, zuletzt »Mein Traum von lndien«. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt Andreas Pröve in der Lüneburger Heide.

www.proeve.com
 
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AYAAN HIRSI ALI, Ich klage an.

München 2005. NEU

Ayaan Hirsi Ali's Buch ist ein mutiges Bekenntnis zum Selbstbestimmungsrecht muslimischer Frauen. Selbst Muslima, wird sie wegen ihrer Einstellung, mit der sie sich nicht scheut in die Öffentlichkeit zu gehen, von Fundamentlisten mit dem Tode bedroht. In ihrem Buch analysiert sie die Verhältnisse und Lebenssituationen muslimischer Frauen und Männer in den Niederlanden, deren Gesellschaft lange Zeit davon ausgegangen ist, daß die dort lebenden Einwanderer integriert sind. Aber seit dem Mord an dem Filmregisseur Theo van Goch sind die Illusionen einer multikulturellen Gesellschaft zerplatzt wie eine Seifenblase. Bleibt zu fragen, ob die in dem Buch beschriebenen politischen und gesellschaftliche Verhältnisse auch auf Deutschland übertragen werden können.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert!

Josef Scherer

Buchtitel

Klappentext:

Frau sein im Islam heißt Unterordnung:

unter Gott, Vater, Bruder, Familie und Clan.

Das Bild schockte die Welt: Der tote Filmregisseur Theo van Gogh, dem sein Mörder einen Drohbrief an die Brust geheftet hatte. Adressiert an Ayaan Hirsi Ali - eigentlich hätte sie sterben sollen. Sie weiß, daß ihr Kampf für die unterdrückten muslimischen Frauen lebensgefährlich ist - aber sie wird, wie dieses Buch beweist, nicht aufgeben. »Um ihre künftige Funktion als Söhnefabrik möglichst gut ausüben zu können, wird allen Mädchen von klein auf beigebracht, sich unterzuordnen. Unter Gott, Vater, Bruder, Familie und Clan. Je besser dies einer Frau gelingt, für desto tugendhafter hält man sie.« Ayaan Hirsi Ali weiß, wovon sie redet: Der Zwangsheirat, die ihr Vater für sie geplant hatte, konnte sie sich nur durch Flucht entziehen - und das hieß den Bruch mit ihrer Familie, ihren bisherigen Freunden, ihrer gesamten Umgebung ... Seitdem kämpft sie für ihre Schicksalsgenossinnen: damit sie nicht mehr nur »Söhnefabriken« sind, daß sie studieren können, daß endlich sie selbst - und nicht mehr die Männer - bestimmen können, wie sie leben wollen.

Dieses Buch ist auch in türkischer Sprache erhältlich unter dem Titel »ITHAM EDIYORUM. Müslüman Kadinlara Baski Bitsin!«

Nach dem Attentat auf ihren Mitautor Theo van Gogh mußte Ayaan Hirsi Ali untertauchen. In ihrem Versteck schrieb sie den letzten Beitrag zu diesem Buch. Schon 2002 hatte sie gesagt: Wenn ich weitermache - und ich werde weitermachen -‚ muß ich auf harte Schläge gefaßt sein. Momentan stürzen sich alle Medien auf mich: eine schwarze Frau, die den Islam kritisiert. Aber der Tag wird kommen, an dem es wieder Raum gibt für die Sache, um die es geht: die abhängigen Frauen und die Tatsache, daß die Integration hauptsächlich wegen der frauenfeindlichen Kultur und Religion des Islam gescheitert ist.

Ob es das Drehbuch zu dem aufsehenerregenden Film »Submission« ist, ihre eigene Lebensgeschichte oder Ayaan Hirsi Alis Analyse des Islam: Die Texte dieses Buches brechen Tabus und verändern unseren Blick. Zugleich machen sie deutlich, warum Ayaan Hirsi Ali mitten in Europa nur unter Polizeischutz leben, reden und schreiben kann - aber auch, wie notwendig ihr Kampf für die unterdrückten islamischen Frauen ist.

Ayaan Hirsi Ali, 1969 in Somalia geboren, floh 1992 in die Niederlande, um einer von der Familie arrangierten Heirat zu entgehen. Sie ist Abgeordnete im niederländischen Parlament und Autorin (»Submission«). Trotz ständiger Todesdrohungen islamistischer Fanatiker kehrte die »meistgefährdete Person der Niederlande« Anfang 2005 aus ihrem Versteck in die Öffentlichkeit zurück, um weiter für ihre Sache einzutreten.

 
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TRAUGOTT WÖHRLIN, Begegnungen mit dem Jemen.

Kirchzarten 1996. NEU

Buchtitel

Traugott Wöhrlin lebte nach seiner Pensionierung einige Monate im Jemen. Er reiste durch das Land und fertigte sehr schöne und detaillierte Bleistiftzeichnungen über das Land, seine Menschen sowie deren Architektur an. Sein Buch ist ungemein interessant und spannend geschrieben und mit sehr schönen Bleistiftzeichnungen versehen. Es ließ mich meine eigene Jemenreise noch einmal in allen Phasen nacherleben. Ein großartiges Buch.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert!

Josef Scherer

Klappentext:

Begegnungen mit dem Jemen Traugott Wöhrlin

Auf mehreren, zum Teil monatelangen Reisen zwischen 1989 und 1995 hat der Autor den Jemen kennengelernt. Sehr anschaulich schildert Wöhrlin die Erfahrungen des Europäers in einem orientalischen Land: Fremdheit und Faszination, Sprach- und Verständigungsprobleme, die Andersartigkeit von Landschaften, Städten, Kultur und öffentlichem Leben. Mit Sympathie und Respekt für das ganz Andere sucht er die Annäherung in persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit Menschen.

Tagebuchaufzeichnungen, die Beschreibung persönlicher Erfahrungen und reflektierende Betrachtungen ergänzen sich mit einer großen Zahl von Handzeichnungen zu einem vielfältigen und subjektiven Portrait des Jemen-. Schwerpunkte beleuchten einzelne Aspekte des Lebens, und mit besonderem Interesse schildert der Autor - ehemaliger Gewerbeschuldirektor - das hohe Niveau der handwerklichen Traditionen: mehrstöckige Häuser und ganze Städte aus Lehm, aufwendige Schnitzereien an Haustüren und Fenstergittern, Einlegearbeiten mit Glas, die regionalen Besonderheiten, die unübersehbare Vielfalt der künstlerischen Formen und Ausprägungen.

Der besondere Reiz des Buches liegt darin, daß es dem Leser nicht nur ein geschriebenes sondern auch ein gezeichnetes Jemen-Portrait bietet. Während der erste Teil des Buches persönliche Erlebnisse und Eindrücke wiedergibt, widmet sich der zweite Teil, noch einmal einzelnen Themen -Kunst am Bau, Moscheen, Paläste, Menschen, Märkte, Brunnen, Wüste u. a. - nun aber in Form von Detailstudien und Skizzen, die vieles veranschaulichen, was der Text allein nicht leisten kann. In dieser „Betrachtung mit dem Zeichenstift“, die die eigenartige Schönheit von Architektur, Ornamenten, Städten und Landschaften direkt vor Augen führt, liegt eine Intensität, die über die glatte Schönheit von Foto-Bildbänden weit hinausweist.

Biographisches:

Traugott Wöhrlin, Jahrgang 1931, war nach seiner Schreinerlehre und dem Architekturstudium ab 1956 als Gewerbeschullehrer tätig und unterrichtete mehr als drei Jahrzehnte lang vor allem künftige Schreinermeister, wobei die Fachbereiche Gestaltung und Kunstgeschichte den Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildeten. Ab 1979 war er Leiter der Freiburger Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule, einer der größten Bau-Gewerbeschulen des Landes Baden-Württemberg. Diese Aufgabe brachte ihn in engen Kontakt zu fast allen Bau- und Holzberufen, auch zu den weniger verbreiteten wie dem der Bildhauer und Steinmetze.

Bereits während seiner aktiven Berufstätigkeit führten ihn mehrere Reisen in viele Teile der Türkei, nach Usbekistan, Marokko, Ägypten und Syrien und zuletzt - nach seiner Pensionierung 1993 - für einige Monate in den Jemen sowie nach Indien.

Die Begegnung mit den Menschen dieser Länder, ihrer Kunst und Architektur, wurde für ihn schon früh zum Anlaß, sich nicht nur intensiv mit der orientalischen Kultur ganz allgemein zu befassen, sondern sich auch viel bewußter mit den eigenen abendländischen Wertvorstellungen und Denkstrukturen auseinanderzusetzen. Vielleicht hängt es mit seinem früheren Beruf zusammen, daß dabei sein bevorzugtes Beobachtungs-, Untersuchungs- und Erinnerungsinstrument der Zeichenstift ist, dessen Sprache ihm selbst für Mitteilungen ebenso geeignet erscheint wie das geschriebene oder gesprochene Wort.

Veröffentlichungen: „Kleine Kunstgeschichte für Schreiner“, Stuttgart 1981; „Dekor am handwerklichen Möbel“, Stuttgart, 1983; „Gestaltendes Bauhandwerk im Orient“, Freiburg 1990; »Divrigi, Begegnungen mit einer Moschee“, Ankara 1996; sowie zahlreiche Aufsätze über verschiedene Themen des orientalischen Holzhandwerks, welches seit einer Reihe von Jahren zu seinem Hauptforschungsgebiet geworden ist.

 
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CHAHDORTT DJAVANN, Was denkt Allah über Europa?

Berlin 2005.

Chahdort Djavann hat mit ihrem Buch einen mutigen und zugleich polemischen und provozierenden Diskussionsbeitrag zum islamischen Kopftuch und der Emanzipation muslimischer Frauen geleistet. Das Buch regt zum Nachdenken über den Isalm und seine Auswüchse an. Allerdings teile ich nicht die Meinung der Autorin in allen Punkten. Insbesondere nicht, wo sie das Kopftuch sowie den Schleier mit dem Islamismus in Verbindung bringt. Das Kopftuch ist das Symbol für die Unterdrückung der Frau!

Meine Wertung: empfehlenswert
Josef Scherer

Buchtitel

Klappentext:

Durch ihre wiederholte Stellungnahme in der französischen Kopftuchdebatte, durch ihren mutigen Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Islam und vor allem durch ihre polemischen Essays über die Gefahren des Islamismus wurde die iranische Autorin Chahdortt Djavann in Frankreich über Nacht zu einer Bestsellerautorin.

In einer wunderbar klaren und stringenten Argumentation entlarvt sie in ihrem neuen Buch die Doppelzüngigkeit des islamistischen Diskurses und analysiert die Unterwanderungsstrategien islamischer Fundamentalisten, die den Schleier als wichtigste Waffe einsetzen, um im Europa des 21. Jahrhunderts an politischer Macht zu gewinnen. Intellektuellen im Westen, die aus vermeintlicher Toleranz nichts am Kopftuch auszusetzen haben, wirft sie Naivität und gefährliche Untätigkeit vor. Eindringlich warnt sie vor der islamistischen Bedrohung und davor, die Vorstadtjugendlichen den Islamisten zu überlassen. Ein überzeugendes, radikales Pamphlet und ein dringender Appell an Europa, endlich seine Integrationsfähigkeit unter Beweis zu stellen, geschrieben von einer Frau. die am eigenen Leib erfahren hat, was Terror und Gewalt bedeuten.

Stimmen zum Buch:

Europa als ideales Experimentierfeld der Islamisten?

In ihrem mutigen Essay entlarvt die iranische Autorin Chahdortt Djavann die Unterwanderungsstrategien islamischer Fundamentalisten in Europa und weckt jenseits von Terror und Gewalt das Bewußtsein für jenen geheimen »Dschihad«, der sich demokratischer Strukturen bedient und den Schleier als wichtigste Waffe einsetzt, um im Europa des 21 Jahrhunderts an Macht und Einfluß zu gewinnen.

»Ein lehrreiches und radikales Pamphlet«       LA VIE

»Ein Essay voller Leidenschaft und Überzeugungskraft.«      LE CANARD ENCHATNÉ

»Auch mit ihrem neuen Buch sorgt Chahdortt Djavann wieder für politischen Zündstoff.«    ELLE

Über die Autorin:

Chahdortt Djavann ist 1967 im Iran geboren und hat ihre Kindheit und Jugend in Teheran verbracht. Sie war zwölf Jahre alt, als Khomeini die Macht ergriff und Terror und Gewalt begannen, ihr Leben zu bestimmen. 1993 gelang ihr über Istanbul die Flucht nach Paris, wo sie Anthropologie studierte und bis heute lebt. 2003 erschien bei Ullstein ihr ergreifendes Romandebüt Parvaneh heißt Schmetterling. Ihre Essays über den Islamismus und ihr mutiger Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Islam machten sie in Frankreich zu einer Bestsellerautorin.

 
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HARALD ICKLER, Entführt in der Wüste.Tagebuch einer Sahara-Geisel.

Bergisch-Gladbach 2003

Buchtitel

Ungemein spannend und fesselnd schildert Harald Ickler in seinem Buch die sowohl dramatischen als auch traumatischen Erlebnisse seiner Entführung in der südalgerischen Sahara und kommt am Ende seines Tagebuches zu erstaunlichen Erkenntnissen über die Umstände der Befreiung und den politischen Hintergründen der Geschehnisse. Dabei bleibt er in seinen Erzählungen nicht ohne (Galgen)Humor. Beschrieben werden aber auch die Reaktionen der Mitreisenden, die nicht in der Lage sind, sich solidarisch zu verhalten. So werden heimlich die Notrationen aufgegessen und es kommt unter der Anspannung während der langen Geiselhaft zu häufigen Streitereien. Nach 54 Tagen gelingt es dem algerischen Militär, die Geiseln zu befreien. Unter großem Rummel werden die Befreiten nach Deutschland zurückgebracht.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert
Josef Scherer

Klappentext:
Endlich wieder die grenzenlose Freiheit der Wüste erleben - Harald Ickler freut sich auf eine abenteuerliche Tour durch die südalgerische Sahara. Doch er und seine Begleiter werden von salafistischen Rebellen überfallen und gefangen genommen - die ersten Opfer jener Touristengruppe, deren Entführungen mit einer spektakulären Befreiung durch das algerische Militär endet. Körperliche Strapazen, Hunger, Durst und vor allem die quälende Ungewissheit über ihr Schicksal belasten die Geiseln, die von ihren Entführern "Gäste" genannt werden. Harald Ickler hat in einem Tagebuch festgehalten, wie er die lange Geiselhaft unter den Mudschaheddin erlebt hat.

Als Harald Ickler im Februar 2003 die Gelegenheit bekam, mit seinem Bekannten und einer kleinen Reisegruppe in die algerische Wüste zu fahren, sagte er spontan zu. Die Reise sollte über Tunesien ins südliche Algerien führen. Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes bestand zu diesem Zeitpunkt nicht, der Süden Algeriens galt als sicher und wurde vielfach bereist.

Harald Icklers Reisegruppe gehörte zu den ersten Geiseln, die in der spektakulären Folge von Entführungen im Frühjahr 2003 in die Gewalt islamistischer Extremisten gerieten. Die 54 Tage in der Hand der Mudschaheddin hat er nach seiner glücklichen Befreiung Tag für Tag erinnert. Dieser Prozess war der zentrale Teil der Verarbeitung seiner Erlebnisse. Als Ausgangspunkt seiner Erinnerungen diente sein in der Geiselhaft geführtes Tagebuch. Der Wortlaut der Dialoge in diesem Buch ist nachempfunden.

Mit Rücksicht auf jene, die mit ihren Erlebnissen nicht an die Öffentlichkeit gehen möchten, und zum Schutze aller Personen wurden die Namen der Entführungsopfer in diesem Buch geändert.

Über die Autoren:

Harald Ickler, 47, gebürtiger Schwede, lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland. Der Familienvater aus Oberbayern kennt und liebt die Wüste schon seit 1976, als er im Sinai als UNO-Soldat stationiert war. Susanne Längsfeld ist Journa-listin in München.

 
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AMIRA HASS, GAZA. Tage und Nächte in einem besetzten Land. München 2003.

Die israelische Journalistin und Schriftstellerin Amira Hass, Tochter osteuropäische Holocaust-Überlebender lebt seit vier Jahren in Ramallah und berichtet in ihrem Buch über die israelische Besatzung in den palästinensichen Gebieten und das Schicksal der Menschen in den Lagern im Gaza-Streifen. Ein Buch das keine leichte Kost ist und auf Grund seiner hohen inhaltlichen Dichte betroffen macht und deshalb oft nur seitenweise gelesen werden kann.

Meine Wertung: empfehlenswert.

Josef Scherer

Buchtitel

Klappentext:

"... . Klar und schonungslos schildert sie das palästinensische Alltagsleben und die desasterösen Folgen der israelischen Blockadepolitik. Sie beschreibt das autoritäre Regime Yassir Arafats und die Rivalität unter den palästinensischen Organisationen, analysiert Ziele und Auswirkungen der bisherigen israelischen Politik. Dieses Buch ist das ebenso detaillierte wie leidenschaftlich vorgetragene Portrait Gazas und seiner Menschen, einer Gesellschaft zwischen Fatalismus und Hoffnung, zwischen Ausweglosigkeit und Überlebenswillen."

 
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JÜRGEN TODENHÖFER, Wer weint schon um Abdul und Tanaya? Die Irrtümer des Kreuzzugs gegen den Terror. Freiburg 2003.

Buchtitel

Mit seinem Buch „Wer weint schon um Abdul und Tanaya? Die Irrtümer des Kreuzwegs gegen den Terror“ ist dem ehemaligen Richter und Bundestagsabgeordneten und heutigen Burda-Manager Jürgen Todenhöfer ein sehr ehrliches, persönliches, engagiertes und politisches Buch gegen Krieg und Terror gelungen, das nicht nur seine Erlebnisse in Afgahnistan und dem Irak wiedergibt, sondern auch Vorschläge in knapper und präziser Form enthält, wie der weltweite Terror mit den Mitteln der Vernunft wirkungsvoll und nachhaltig bekämpft werden kann, ohne Krieg und den dadurch bedingten Tod von Tausenden unschuldiger Menschen. Im Buch sind mehrere Briefe an führende Politiker und deren Antworten veröffentlicht.

Meine Wertung: empfehlenswert.

Josef Scherer

Klappentext:

„Wer über der Rache die Gerechtigkeit aus dem Blick verliert, wer den einzelnen Menschen nicht mehr sieht, verspielt unsere Zukunft. Jürgen Todenhöfers Buch ist die brilliante politische Analyse verfehlter gefährlicher Strategien in einer Schlacht der Lügen. Ein spannendes, ein farbig erzähltes, ein menschliches Dokument. Und ein leidenschaftliches Plädoyer gegen sinnlose Kriege.“


Krieg gegen den Terror

Gerechtigkeit für den Irak

Von Christoph Albrecht

30. Januar 2003 Amerika hat viele Freunde in der ganzen Welt. Doch die amerikanische Außenpolitik hat genauso viele Feinde. Man liebt Amerika, aber haßt seine Politik. Typisch für viele ist die Haltung des ehemaligen Richters, CDU-Politikers und heutigen Burda-Medienmanagers Jürgen Todenhöfer, der keiner antiamerikanischen Ressentiments verdächtig ist.

Der wahre Antiamerikaner

Wie viele Kritiker der amerikanischen Außenpolitik unterstreicht er, kein Antiamerikaner zu sein. Er verurteilt die Verharmlosung ziviler Opfer - in Afghanistan sollen schätzungsweise 6000 Unschuldige getötet worden sein - als „Kollateralschäden“. Er fürchtet, dass der praktisch erfolglose Kampf gegen den Terrorismus - bin Ladin wurde nicht gefasst, Afghanistan nicht stabilisiert, Pakistan nur talibanisiert - lediglich die antiwestlichen Gefühle verstärkt und dem Terrorismus zuarbeitet. Er stellt fest, dass dieser sogenannte „Krieg“ allen Diktatoren der Welt den Vorwand liefert, ihre politischen Gegner als angebliche „Terroristen“ zu verfolgen. Deshalb ist für den Amerikafreund Todenhöfer vielmehr George Bush der eigentliche Antiamerikaner. Denn ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen den Irak widerspräche den amerikanischen Werten: „Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Menschlichkeit.“

Während des sowjetischen Kriegs gegen Afghanistan besuchte Todenhöfer das Land und warb anschließend bei uns um Solidarität mit den Opfern der sowjetischen Besatzung. Jetzt besuchte er gemeinsam mit seinem Sohn Afghanistan und sah eines von jenen irakischen Krankenhäusern, in denen die Kleinkinder zu hunderttausenden an den Folgen der Wirtschaftssanktionen seit dem Ende des Golfkriegs gestorben sind und weiter sterben - seit 1991 schätzungsweise 5000 Menschen pro Monat.

Todenhöfer bezweifelt das Argument der Amerikaner, es sei Saddam Hussein selbst, der die Möglichkeiten des Öl-für-Nahrungsmittel-Programms nicht ausschöpfe, um den Haß seines Volkes gegen den Westen zu schüren. Dieses Ziel wird so oder so leider erreicht. Die Grausamkeit des irakischen Diktators und die Grausamkeit der Vereinigten Staaten, die Todenhöfer für die strikte Einhaltung der UN-Sanktionen verantwortlich macht, führen auf perfide Weise zum selben traurigen Resultat. Die Amerikaner sieht Todenhöfer so auf das moralische Niveau des ehemaligen kommunistischen Imperiums hinabsinken.

Die Namen des Leidens

Todenhöfer gibt dem Leiden Gesichter und Namen. Er schildert, wie er auf seiner zweiten Afghanistanreise 1984 einen afghanischen Jugendlichen namens Abdul Qaher kennenlernte. Er war durch sowjetische Brandbomben hoffnungslos zugerichtet, konnte jedoch durch Vermittlung Todenhöfers nach Deutschland ausgeflogen und in einer Tübinger Klinik gerettet werden. Der Geschichte Abduls stellt er das Schicksal der sechzehnjährigen Tanaya entgegen, der er im Kinderheim Dar al Rahma in Bagdad begegnete.

Sie sieht er als Opfer westlicher Teilnahmslosigkeit. Ihre Mutter war gestorben, ihre Schwester hatte der Vater in der Not verkauft. Sie wurde Straßenkind und landete im geschlossenen Heim. „Ich gehe nirgendwohin, weil man die Tür meines Landes verschlossen hat. Verschlossen von außen.“ Todenhöfer meint, diese Tür sei am besten auf politischem Wege zu lösen, nicht durch Marschflugkörper. Nie sei der Diktator des Irak so schwach und verhandlungsbereit gewesen wie heute.

Neue Freunde

Den Wandel, den Todenhöfer in seinen Lesern bewirken will, demonstriert er an seinem achtzehnjährigen Sohn Frédéric. Zu Beginn der Reise steht für ihn fest, daß Saddam und seine Leute ohnehin demnächst „plattgemacht“ würden. Dann begegnet er irakischen Jugendlichen, die genauso auf Popmusik, amerikanische Filme oder Fußballüberragungen im Fernsehen versessen sind wie wir oder unsere amerikanischen Freunde. Und Frédéric läßt sich bereitwillig von der „Herzlichkeit der Menschen“ im zunächst angenommen „Reich des Bösen“ überzeugen. Von „Plattmachen“ ist nicht mehr die Rede.

Vor allem zeigt Todenhöfer, daß der Irak schon längst „platt“ ist: Die Infrastruktur ist ruinös, die Wirtschaft liegt am Boden, die Menschen sind demoralisiert. Für amerikanische Bomben gäbe es nicht viel zu tun. „Plattgemacht“ sind natürlich auch die moralischen Tore, die Todenhöfer mit seinem Aufruf für Gerechtigkeit statt Bomben bei uns einrennt. Es sind individuelle Menschen, die dafür bezahlen müssen, wenn Präsident Bush dem irakischen Volk „Lebensmittel, Medikamente, Versorgungsgüter und Freiheit“ bringt. Doch befreit uns diese Erkenntnis nicht aus unserem Dilemma, dass der Westen seine „Werte“ so oder so verrät: ob er das Regime des Diktators Saddam Hussein gegen jedes Völkerrecht beendet oder es mit humanitärer Hilfe für die Iraker verlängert.

Jürgen Todenhöfer, Wer weint schon um Abdul und Tanaya? Die Irrtümer des Kreuzzugs gegen den Terror, geb., 223 S., Herder Verlag, Freiburg 2003, 19,90.

Quelle: FAZ.NET Aktuelle Kultur

 
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ARUNDHATI ROY, Die Politik der Macht, München 2002.

Viele Probleme die die Autorin Aroundhati Roy in ihrem Buch „Die Politik der Macht“ beschreibt, muten uns fremd an, weil wir sie nicht kennen. In Indien werden mit dem Argument, die ländliche Bevölkerung mit Wasser, Nahrungsmitteln und Strom zu versorgen, große Staudammprojekte mit Hilfe des Geldes der Weltbank realisiert. Dabei nehmen die Verantwortlichen weder Rücksicht auf gewachsene soziale Strukturen noch auf entstehende Umweltprobleme. Die Versprechen, dass es nach Inbetriebnahme der Staudämme den Menschen besser gehen und sie am Fortschritt partizipieren können, entpuppt sich als Farce. Durch die Flutung der Dörfer werden die Ureinwohner ohne Entschädigung vertrieben, Prozesse vor dem Obersten Gerichtshof verschleppt, Land versumpft. Die Staudämme entwurzeln und verarmen die Bevölkerung noch mehr. Einzig große Konzerne profitieren von der Technik.

Buchtitel

In mehreren Aufsätzen nimmt die Autorin engagiert Stellung u.a. zu den aktuellen Geschehnissen nach dem 11. September, den gigantischen Staudammprojekten, den indischen Atombombenversuchen und der Privatisierung der Energieversorgung sowie den Auswirkungen der Globalisierung. Das Essay Wut ist der Schlüssel beschäftigt sich mit dem 11. September 2000 und ist ein Auszug aus dem Buch der Autorin, der in der FAZ abgedruckt wurde.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert.

Josef Scherer

Klappentext:

...Unerbittlich prangert sie politischen Größenwahn und menschenfeindliche Ignoranz an. So entsteht ein flammendes Plädoyer für Zivilcourage und Widerstand.»Wer weiß, vielleicht ist es das, was das 21. Jahrhundert für uns auf Lager hat: die Demontage des Großen. Großer Bomben, großer Staudämme, großer Ideologien, großer Widersprüche, großer Länder, großer Kriege, großer Helden, großer Fehler. Vielleicht wird es das Jahrhundert der kleinen Dinge sein. Vielleicht macht sich gerade jetzt droben im Himmel der kleine Gott für uns bereit.« (Arundhati Roy)

Über die Autorin

Die Inderin Arundhati Roy studierte Architektur und schrieb mehrere preisgekrönte Drehbücher. Ihr erster Roman »Der Gott der kleinen Dinge« sorgte für eine internationale literarische Sensation und wurde mit dem renommierten Booker Prize ausgezeichnet. Für ihr Engagement im Kampf für die Menschenrechte in ihrem Land erhielt Arundhati Roy den großen Preis der Weltakademie der Kulturen. Die Autorin lebt in Neu-Delhi.

 
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WILLIAM RIVERS PITT mit SCOTT RITTER, Krieg gegen den Irak.

Was die Bush-Regierung verschweigt. Köln 2003.

Buchtitel

Krieg barg und birgt immer unkalkulierbare Risiken, besonders in unserer hochgerüsteten Zeit. Die Weltbevölkerung kann froh sein, dass das Kriegsabenteuer der US-Amerikanischen Bush-Administration im Irak bisher so glimpflich für alle Beteiligten ausging. Insofern haben die beiden Autoren sich geirrt. Doch sollten wir nicht vergessen, der Krieg ist zwar gewonnen, aber der Frieden in dieser Region in einem weiteren Land verloren und dies mit bislang unabsehbaren Folgen für den ganzen mittleren Osten. So schrecklich und grausam das Regime von Saddam Hussein war, wurde dies in früherer Zeit von allen Staaten billigend in Kauf genommen weil es in das politische Kalkül passte. Täglich starben und sterben im Irak Menschen, wegen des Ölembargos und der UN-Sanktionen.

Es sind dies Kinder, Alte und Kranke. Dies sollten wir nicht vergessen, wenn wir über dieses Land und seine Zukunft sprechen. Das Buch ist eine wichtige Informationsquelle für alle, die mehr über die Vordergründe des Irak-Krieges wissen möchten.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert.

Josef Scherer

Klappentext:

ARGUMENTE GEGEN DEN KRIEG

Scott Ritter, Parteifreund von George W. Bush und nun sein schärfster Kritiker, war von 1991 bis 1998 UN-Waffeninspekteur im Irak und hat daran mitgewirkt, dass das dortige Waffenpotential zu über 90 Prozent zerstört wurde. Im Gespräch mit William Rivers Pitt enthüllt er, wie die USA die damaligen Inspektionen manipuliert und zum Scheitern gebracht haben. Er weist nach: Es gibt keinerlei Beweise, dass der Irak über funktions­tüchtige atomare, biologische oder chemische Massenvernichtungswaffen verfügt. Eine Zusammenarbeit zwischen Saddam Hussein und Osama bin Laden kann nicht belegt werden. Der US-amerikanische Angriffskrieg hingegen birgt unvorhersehbare Risiken für den Weltfrieden.

Über das Buch:

Scott Ritter, Parteifreund von George W. Bush und nun sein schärfster Kritiker, war von 1991 bis 1998 UN-Waffeninspekteur im Irak. Im Gespräch mit William Rivers Pitt legt er dar: Die Begründungen, die die amerikanische Regierung für ihren Krieg gegen den Irak anführt, sind falsch. Es gibt keinerlei Beweise, dass der Irak über funktionstüchtige Atomwaffen oder biologische oder chemische Massenvernichtungswaffen verfügt, die eine Bedrohung für andere Länder darstellen. Ebenso kann eine Zusammenarbeit zwischen dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein und der von Osama bin Laden geführten Terrororganisation Al-Kaida durch nichts belegt werden - in Wahrheit sind beide Todfeinde. Auch die Annahme, die Welt und der Nahe Osten seien sicherer nach einem »Regimewechsel« im Irak, ist auf Sand gebaut. Vielmehr birgt der US-amerikanische Angriffskrieg, der angeblich der Bekämpfung des Terrorismus dient, unvorhersehbare Risiken für den Weltfrieden: die Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens und eine wachsende Bedrohung des Westens durch islamische Terroristen.

Scott Ritter hat selbst entscheidend daran mitgewirkt, dass das Waf­fenpotenzial im Irak von den Vereinten Nationen zu 90 bis 95 Prozent zerstört wurde. Warum die nach Abzug der Un-Inspekteure 1998 verbliebenen Reste nicht mehr funktionstüchtig sind und keine aktuelle Bedrohung darstellen, weist Ritter im Detail nach. Und er enthüllt, wie die USA 1998 die Waffeninspektionen im Irak manipuliert und zum Scheitern gebracht haben. Die wahren Gründe für den Krieg liegen woanders: Ritter und Pitt machen die Rechtsaußen in der US-Regierung um Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz und Richard Perle dafür verantwortlich, dass die Weltöffentlichkeit aus rein ideologischen und machtpolitischen Gründen belogen wird.

Über die Autoren:

William Rivers Pitt lebt und arbeitet als politischer Publizist in der Nähe von Boston.

Scott Ritter, UN-Waffeninspekteur im Irak von 1991 bis 1998, Mitglied der Republikanischen Partei in den USA, früherer Navy-Offizier, Teilnehmer des Golfkriegs von 1991, ist ein bekannter Gegner der amerikanischen Kriegspolitik gegenüber dem Irak.

 
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MOHAMED CHOUKRI, Das nackte Brot, München 2000.

Der Autor Mohamed Choukri gibt mit seinem autobiografischen Roman „Das nackte Brot“ einen tiefen Einblick in die marokkanische Gesellschaft und die sozialen und gesellschaftlichen Strukturen des Landes. Ein spannendes Leben, das in Armut begann und sich durch das erlernen von Schreiben und Lesen grundlegend veränderte. Wie Mohamed Choukri geht es heute immer noch vielen Kindern und Jugendlichen im Land, die eher Koransuren rezitieren als lesen können. Ein mutiges, ein witziges Buch, das vom Esprit des Autors lebt. Für alle, die Marokko nicht nur als Touristen kennen lernen wollen, ist dieses Buch ein Muß.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert.

Josef Scherer

Buchtitel

 

Zu diesem Buch:

Mohamed Choukri erzählt seine Kindheit und Jugend: Der Vater ist Bauer in einem kleinen Ort im Rif-Gebirge, wo Choukri 1935 geboren wurde. Eine Hungersnot treibt die Familie in die verheißungsvolle Stadt, nach Tanger. Aber auch hier finden sie nichts als Elend und Armut. Die Mülltonnen machen die herumstreunenden Kinder nicht satt; der Schrei nach Brot wird dem jüngeren Bruder zum Verhängnis: Vom Jähzorn der Verzweiflung übermannt, erwürgt ihn der Vater und vertuscht sein Verbrechen. Mohamed bricht mit den Eltern, er schlägt sich als Dieb und Bettler, als Strichjunge und Spieler durch, bis er 1956 bei einer politischen Demonstration verhaftet wird. Im Gefängnis lernt er schreiben und findet damit einen Weg in die Welt der Literatur. An die Autobiographie schließt sich eine Reihe kurzer Geschichten an, die Choukris Sprachkraft bezeugen.

Mohamed Choukri, geboren 1935 in Beni Chiker, Marokko, war Arabischlehrer am Gymnasium, dann Rundfunkredakteur in Tanger. Er ist der meistgelesene und meistgehaßte Schriftsteller Marokkos. »Das nackte Brot«, ein Welterfolg mit über 400000 verkauften Exemplaren, ist mittlerweile in Marokko verboten, weil Choukri das Sakrileg begangen hat, über seinen Vater nicht ehrfurchtsvoll zu schreiben. Er steht wie Salman Rushdie auf der berüchtigten »schwarzen Liste« der islamischen Fundamentalisten.

Klappentext:

Mohamed Choukri ist Literatur pur, wahrhaftig eine Entdeckung.

Die Zeit

»Dieses Buch ist ergreifend, zum Schmunzeln, zum Jauchzen - es ist zum Heulen schön. Was erzählt Choukri? Er malt, brennt, ätzt - es sei erlaubt, Camus zu zitieren: >das schändliche und begeisternde Bild des Lebens<.« Die Zeit

 
Inhalt
 

NOAM CHOMSKY, Offene Wunde Nahost.

Israel, die Palästinenser und die US-Politik, Hamburg, Wien 2002.

Buchtitel

Für Menschen, die den Nahen Osten und seine Menschen mögen, gibt es kaum Möglichkeiten, den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis zu verstehen. Wie soll, ja wie kann man mit seinen Emotionen angesichts der Gewalt umgehen?  Der Autor, selbst jüdischer Herkunft, hat sich für die historisch-religiös-politisch Herangehensweise entschieden. Es gelingt Noam Chomsky in ausgezeichneter Form, den Konflikt und seine Hintergründe die schon vor der Staatsgründung Israels in Palästina ihren Ursprung haben, transparent zu machen. Allerdings wird er damit weder Freunde in Amerika noch in Israel finden. Ursache des nicht enden wollenden Konfliktes zwischen Israel und Palästinensern ist für beide die Unteilbarkeit des jeweiligen Staatsgebietes wobei gemäßigte Palästinenser hier sehr wohl zu Kompromissen bereit sind. Allerdings hat die israelische Regierung bei der Staatsgründung 1948 beschlossen, dass – und hier kommt die religiöse Komponente ins Spiel - das von Gott verheißene und gegebene Land unteilbar ist.

Zwischenzeitlich wurden in den von Israel besetzten Gebieten mit dem Bau neuer komfortabler Siedlungen für jüdische Einwanderer aus Amerika vollendete Tatsachen geschaffen, die vor allem von den Palästinensern nicht übersehen werden können. Derweil erhalten Palästinenser von der israelischen Zivilverwaltung in den von Israel besetzten Gebieten keine Baugenehmigung für Neubauten. D.h. das Siedlungsgebiet der Palästinenser wird durch die israelischen Neubauten immer kleiner und die Bewohner durch weitere Enteignungen in Flüchtlingslager verdrängt. Zusätzlich werden so von Israel vollendete Tatsachen geschaffen. "Ich glaube, sobald Achmed einen Platz im Bus hat, wird er seine Forderung mäßigen" an diesen Ausspruch von Thomas Friedmann, Chefkorrespondent der New York Times, glauben mittlerweile die meisten Israelis. Viele Palästinenser sind die schikanöse Behandlung durch das israelische Militär und die Zivilverwaltung leid. 200.000 Palästinenser wurden seit Bestehens  des Staates Israel verhaftet und in israelischen Gefängnissen gefoltert. Die arabischstämmige Bevölkerung hat in Israel keine Rechte und wird gegenüber der israelischen Bevölkerung  benachteiligt und unnötigen Sanktionen und Repressalien ausgesetzt. Tagelöhner aus Gaza müssen jeden Abend dorthin zurückgebracht werden, da sie von der israelischen Zivilverwaltung nur Tagesvisa erhalten. Die Steuern werden nach Israel entrichtet. Von palästinensischen Firmen an den israelischen Fiskus entrichtete Mehrwertsteuer werden am Jahresende nicht rückerstattet, Menschen sinnlos verhaftet und gedemütigt, nur weil sie Araber oder Palästinenser sind. Dies ist für Anschläge keine Rechtfertigung, macht sie aber aus Sicht der arabischen Bevölkerung verständlicher. Die Formel "Land für Frieden" der amerikanisch-israelischen "Friedenspolitik" steht für die Vertreibung und Flucht der arabischen Bevölkerung aus ihren Siedlungsgebieten in andere arabische Staaten. Noam Chomsky läßt am Ende seines Buches den Leser ratlos zurück. Denn mit seiner düsteren Prognose erscheint es für einen Frieden in einer Zweistaatenregelung zu spät.

Meine Wertung: sehr empfehlenswert

Josef Scherer

Klappentext

Noam Chomsky untersucht in diesem Standardwerk zum »Nahostkonflikt« Israels - von Washington unterstützte - Palästina-Politik Der Autor, selbst jüdischer Herkunft, fällt ein so nüchternes wie hartes Urteil:

Die israelische Palästina-Politik ist, besonders hinsichtlich der Westbank und des Gazastreifens, eine Katastrophe. Es geht ihm weder um eine Verteidigung der PLO noch um die Rechtfertigung von Terrorakten, sondern um die Menschenrechte, die der palästinensischen Bevölkerung bis heute - allen UNO-Bestrebungen zum Trotz - vorenthalten werden. Solange sie sich als Menschen zweiter oder dritter Klasse behandelt fühlen, werden sich Rebellion und Vergeltungsschläge abwechseln, und die offene Wunde im Nahen Osten wird nicht heilen können. Es steht zu befürchten, daß Chomskys Buch noch längere Zeit ein Klassiker bleiben wird.

NOAM CHOMSKY, geboren 1928, Professor am Massachusetts Institute of Technology, ist Autor mehrerer vielbeachteter Bücher über Linguistik, Philosophie und Politik und gehört »zu den letzten prominenten Intellektuellen, die überhaupt noch bereit sind, gegen den überwältigend konformistischen Meinungsstrom zu schwimmen« (SWR>. Im Europa Verlag sind bereits »Profit Over People«, »War Against People«, »The Attack« und »People Without Rights« erschienen. Die Edition von Chomskys politischem Werk wird fortgesetzt.

 
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